Gerne wird der eCommerce als großer Feind des stationären Handels verteufelt und sämtliche Umsatzschwankungen unüberlegt auf ihn geschoben. Dass das aber nur die halbe Wahrheit ist und weshalb der stationäre Handel sich aktuell eher über die Entwicklungen in der Digitalisierung freuen sollte, hat Markus von hurra.com™ bei einem Fachvortrag zum Thema „Digitales Marketing für den stationären Handel“ im Rahmen der City Initiative Stuttgart begründet.
Der eCommerce sorgt aktuell für durchschnittlich 10% des Handelsvolumens – 90% finden also immer noch im stationären, lokalen Handel statt. Und selbst Amazon, gerne als Dreh- und Angelpunkt des Online Shoppings abgestempelt, beginnt lokale Fillialen zu eröffnen (siehe unser AmazonGo Store Video hier). Und das passiert, weil eben im eCommerce klassische Kundennähe nur halb so ausgeprägt gelebt werden kann, wie beim Einkaufen im Laden um die Ecke – und das ist vielen Kunden wichtig. Gerade die Generation Z, die allzu oft als ausschließlich digital einkaufend beschrieben wird, legt auf guten Service und individuelle Kundenbetreuung sehr großen Wert.
Wenn aber nicht der eCommerce das Problem darstellt – was ist es dann? Bei einem Blick auf eine interessante Statistik, fällt es einem dann wie Schuppen von den Augen. Wohingegen im Printbereich durchschnittlich 47% der Werbeausgaben landen, werden hier aufgrund der Entwicklungen im Konsumverhalten nur noch magere 5% der Nutzer zwischen 14 und 49 erreicht. Andererseits würde man im Onlinemarketing ganze 27% der Zielgruppe erreichen, gibt dort aber nur durchschnittlich 6% des Werbeetats aus (Zahlen v. Google). Hier erkennt man folglich den wahren Problemzustand – der lokale Handel präsentiert sich schlichtweg auf dem falschen Kanal.
Bis vor einigen Jahren ging man davon aus, dass Offline-Werbung auch einen Offline-Kauf verursacht und Online-Werbung auch eher einen Online-Kauf. Das war weitestgehend auch der Fall, als wir alle noch vor klobigen stationären PCs saßen um das Internet zu durchsuchen. Wenn man Abends um 10, erschöpft nach der Arbeit und 10 Kilometer vom Ladengeschäft entfernt, auf ein Produkt stößt, ist es nur logisch, dass dieses dann auch online gekauft wird. Nun beobachten wir aber ja, vor allem seit 5-7 Jahren stark zunehmend, dass sich der Traffic vom PC zum Mobilgerät wandelt. Schon seit 2010 verfolgt Google seine „Mobile-First-Strategie“ und 2018 wurden de facto zum ersten Mal mehr Daten über Mobilgeräte, als über Desktop-PCs übertragen.
Und diese Entwicklung sollte nun natürlich beim stationären Handel, neben einer großen Hoffnungswelle auf lokale Käufer, vor allem einen großen Aktionismus auslösen. Mobile-First-Website, lokal ausgerichtete und hochfrequente Ad-Kampagnen, gepflegtes Google MyBusiness Profil – nur einige der Maßnahmen, die der stationäre Handel treffen kann, um von diesen positiven Effekten zu profitieren.